Die „Pariser Tageszeitung“ schreibt am Samstag, 26. November 1938: Die Enteignung des jüdischen Vermögens
Auf der Titelseite beschäftigt sich dieses in deutscher Sprache erschienenen Blattes mit der Fortnahme des jüdischen Vermögens und titelt weiter: Die Milliarde Mark nicht aufzubringen – Ausmerzung aus dem Wirtschaftskörper:
Berlin. 25. November.
General Göring hat wie aus gut unterrichteter Quelle verlautet, die Gauleiter zu sich gerufen. Gegenstand dieser Konferenz war die Feststellung des tatsächlichen jüdischen Vermögens in Deutschland. Es sollen im Verlauf dieser Sitzung Zweifel darüber entstanden sein, ob die Juden die Möglichkeit haben, eine Milliarde Reichsmark als Schadensersatz zu bezahlen. Die Gauleiter sollen auch die Rückwirkungen auf die deutsche Wirtschaft geprüft haben, die eine Ablieferung der im jüdischen Besitz befindlichen Werte nach sich ziehen soll. Es soll, wie fernehin verlautet, eine provisorische Überführung der Juden in Spezialbaracken in Aussicht genommen sein, wo sie Aufenthalt nehmen sollen, bis eine internationale Regelung erfolgt ist. Der Reichswirtschaftsminister und der Reichsjustizminister haben Ausführungsbestimmungen zu den Verordnungen über die Ausmerzung der Juden aus dem Wirtschaftsleben erlassen. In diesen Ausführungsbestimmungen wird vorgeschrieben, dass die jüdischen Geschäfte aufgelöst und liquidiert werden müssen. Ihre Uebernahme in arische Hände wird nur in Sonderfällen gestattet werden, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Es sollen nach der Arisierung nur ein Drittel der ehemals jüdischen Geschäfte bestehen bleiben. Warenverkauf jüdischer Kaufleute an die Verbraucher ist während der Liquidation verboten. Die Übernahme der Warenlager durch Arier wird nach Wertbemessung durch Sachverständige, die von dem Präsidenten der Handeslkammer bestimmt werden, erfolgen. Die Gläubiger jüdischer Kaufleute werden in der Reihenfolge befriedigt, wie es das Konkursgesetz vorsieht. Die Spesen für die Liquidierung müssen von den Juden getragen werden. Die jüdsichen Handwerker müssen vor dem 1. Januar 1939 aus der Handwerkerliste gestrichen sein. Die für den jüdischen Handel erlassenen Vorschriften finden auf sie die gleiche Anwendung. Die deutsche Regierung hat noch nicht auf die amerikanische Note geantwortet, die in der vorigen Woche von dem amerikanischen Geschäftsträger dem Aussenministerium zugestellt worden ist. Es handelt sich um die Forderung, dass amerikanische Bürger nicht unter die jüdischen Ausnahmegesetze fallen. Vor den englischen und amerikanischen Konsulaten weiterhin täglich Hunderte von Juden, um Visa zu erhalten. Wie der Korrespondent der „Agence Havas“ aus Berlin meldet, gestattet aber der Besitz eines ausländischen Visums den Juden nicht auszuwandern, denn in den meisten Fällen verweigert das Finanzministerium die Auswanderungsgenehmigung.
Der Präsident des amerikanischen Roten Kreuzes, Norman Dawis, erklaerte, dass das amerikanische Rote Kreuz beschlossen habe, die Hilfsleistungen für deutsche Flüchtlinge schnellstens zu studieren.
Keine Hilfe für jüdische Mittellose
Berlin, 25. November.
Eine Verordnung des Reichsinnenministers gibt bekannt, dass beduerftige Juden sich nur noch an die jüdischen Hilfsorganisationen wenden dürfen. Nur in dem Fall, wo diese keine Unterstützung gewähren können, dürften allenfalls deutsche Wohltätigkeitswerke eingreifen. Nach einer weiteren Verordnunge dürfen die Juden keine Jagdscheine mehr erhalten.
Wie die Regierung von Südrhodesien mitteilt, wird demnächst eine Gruppe von dreissig jüdischen Flüchtlingen zugelassen, um die Ansiedlung von 150 jüdischen Familien vorzubereiten. Die Regierung von Süderohidesien hat nach Fühlungnahme mit der gesetzgebenden Versammlung dem englischen Kolonialminister mitteilen lassen, dass sie bereit sei, jeden praktisch durchzuführenden Plan zu einer beschränkten Ansiedlung jüdischer Flüchtlinge zu unterstützen.
Im gleichen Jahr verbreiteten die Nazis eines ironisch gemeinten Textes von Marcus eli Ravage, der hier wiedergegeben wird:
…Ihr habt noch nicht einmal angefangen, die wirkliche Größe unserer Schuld zu begreifen. – Wir sind Eindringlinge. Wir sind Zerstörer! Wir sind Umstürzler!
Wir waren die tiefste Ursache des letzten Großen Krieges nicht nur, sondern von nahezu allen euren Kriegen. Und wir waren auch die Ursache nicht nur der russischen Revolution, sondern auch jeder anderen großen Revolution eurer Geschichte. – Wir haben Uneinigkeit und Wirrwarr in euer persönliches und öffentliches Leben gebracht. Und wir besorgen das noch weiter. – Keiner vermag zu sagen, wie lange wir das noch tun werden.
Die Nazis kommentierten den Wortlaut wie folgt: Dies schrieb der Jude Marcus Ele Ravage in der amerikanischen Zeitschrift „The Century Magacin“ im Januar 1928 im Namen aller Juden der Welt zur frechen Herausforderung aller Nichtjuden. Er schrieb dies als „freier Bürger“ jener Demokratie, in der Roosevelt die unbeschränkte Freiheit aller Juden vorerst noch garantiert.
„Wie lange noch?“ So frug der Jude am Schluß dieses Selbstbekenntnisses. Die Antwort kann ihm gern gegeben werden:
Nur so lange, als es auf der Welt noch Völker gibt, die sich im Namen der Humanität die Wahrheit vorenthalten lassen über das jüdische Gaunertum. Genau so lange noch – und keinen Tag länger.
Ravage war im jahre 1900 aus Rumänien in die USA eingewandert, studierte dort an renommierten Universitäten, – Universitiy of Missouri, University of Columbia -, und unterrichtete im Anschluss daran am Kansas State Agricultural College. Parallel dazu schrieb Ravage, der seinen Namen in den Staaten mit Max Ravitch ans Englische angepasst hatte, für Magazine wie „Nation“, „New Rpublic“ oder „Harper´s“.
Sein sarkastischer Text „A Real Case Against the Jews“, der 1928 im „Century Magazin“ erschien, wird bis zum heutigen Tage von Antisemiten als Beleg verwendet um zu beweisen, dass die Juden für alles Unglück dieser Welt verantwortlich seien – und das auch noch selbst behaupten. Es ist kaum nachvollziehbar, dass die Nazis, denen Ironie komplett fremd war, mit derartigen Methoden das deutsche Volk derart überzeugen konnten, damit man die Juden der „Endlösung“ zuführen konnte.
Von Rolf von Ameln
Redaktion Israel-Nachrichten.org
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