Was haben Jennifer Lawrence, Johnny Depp, Nathalie Portman, Brad Pitt, Charlize Theron, Rihanna, Robert Pattinson, Mila Kunis, Alain Delon und Catherine Deneuve gemeinsam?
Ihren hohen Bekanntheitsgrad.
Nun ja, ich gebe es zu, am vertrautesten klingen für mich Alain Delon und Catherine Deneuve. Das mag an meinem Alter liegen. Oder daran, dass beide während ihrer aktiven Zeit echte Künstler waren. Delon wurde, je älter er wurde, umso rechter in seinen politischen Ansichten. Deneuve blieb immer eine Dame und engagierte sich gegen Landminen, Genitalverstümmelung bei Frauen und gegen die Todesstrafe.
Und sie sind allesamt “New Faces” von Dior.
Wer aber bitte ist Sophia Mechetner? Sophia, 14 Jahre jung, lebt mit ihrer Mutter und zwei viel jüngeren Geschwistern in einer kleinen Wohnung in Holon. Sie sind vor einigen Jahren aus Russland eingewandert. Es fehlt vorne und hinten an Geld. Um die Familie über Wasser zu arbeiten, arbeitet die Mutter hart: sie nimmt Putzjobs an, betreut und hilft älteren Menschen. Sophia muss dann die zwei Kleinen betreuen. Viel Zeit für eigene Dinge bleibt ihr nicht.
„Roberto modeling agency“, einer der Branchenführer in Israel entdeckt sie. Er ist sich sicher, ein „Neues Gesicht“ gefunden zu haben, mit guten Chancen, eine grosse Karriere vor sich zu haben. Er vergleicht das Gesicht von Sophia mit dem der jungen Kate Moss.
Sie reiste nach Paris, dort hatte Roberto einen shooting Termin bei der bekannten Agentur „VIVA“ vereinbart. Offensichtlich hatte er aber vergessen, das Alter seines Schützlings anzugeben. Die Verantwortlichen bei „VIVA“ winken ab: zu jung!
Was tun Frauen am liebsten, wenn sie frustriert sind? Einkaufen gehen. Und wenn dazu das Geld fehlt, dann ist wenigstens „windowshopping“ angesagt. Sophia und ihre israelische Begleitung bummelten also durch die Hauptstadt der Mode.
Man mag an Zufälle glauben, oder auch nicht, die beiden besuchten eine der sechs Dior Boutiquen, die es in Paris gibt. Raf Simons, „Monsieur Dior“ besuchte zur gleichen Zeit die Boutique. Sophias in Modesachen erfahrene Begleiterin erkannte ihn und bat, ein Foto von ihm machen zu dürfen. Kein besonders neuer Schmäh, aber immer noch wirksam, um mit einem Prominenten ins Gespräch zu kommen.
So wurde Sophia, die von VIVA Abgewiesene, dem Mann vorgestellt, der bei Dior letztlich darüber entscheidet, wer für dieses Label modeln darf und wer nicht.
Und auf einmal ging alles ganz schnell. Der Casting Manager von Dior erfuhr von VIVA dass Sophia zwar dagewesen sei, aber keinerlei Erfahrung hätte. Auch eine Set Karte läge von ihr nicht vor. Aber wenn Raf Simons ein Auge auf sie geworfen hatte, dann wollte VIVA sie schnell an Bord holen.
Sophia blieb ihrer israelischen Agentur treu. Pech für VIVA.
Der Rest der Story ist schnell erzählt. Aus dem etwas hölzernen Teenager aus Holon wurde in wenigen Wochen Diors „New Face“. In der vergangenen Woche eröffnete sie die „Dior Haute Couture Show“ mit den neuesten Modellen für das kommende Frühjahr.
Verglichen mit ihren Kolleginnen kommt sie noch ein wenig staksig daher, sie scheint noch nicht ganz angekommen zu sein in der schnelllebigen und manchmal auch trügerischen Welt der Models.
Das kindliche Gesicht jedenfalls hat man ihr schon weggeschminkt.
Zunächst ist Sophia einfach glücklich, für diese Show erhält sie einen Scheck mit einer Million Schekel. Unglaublich viel in der Vorstellung des Mädels. Umgerechnet sind das ca. € 250.000. Abzüglich der Steuern bleiben ihr vielleicht € 125.000.
Sie träumt davon, dass ihre Mutter nicht mehr arbeiten gehen muss. Sie träumt von einer grösseren Wohnung, in der sie ein Zimmer ganz für sich allein hat.
Ich mag es ihr gönnen. Dass sich für sie der Traum erfüllt, den so viele Mädels träumen: einmal im Leben im Mittelpunkt zu stehen. Dass der Traum für sie nicht zu einem Albtraum wird.
Der Artikel ist auch auf dem Blog erschienen…
Von Esther Scheiner
Redaktion Israel-Nachrichten.org
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