..aber Israel kann sich nicht ohne Deutschland weiterentwickeln!“
Der Immunologe Israel Pecht bringt es auf den Punkt:
Als der Chemiker und spätere erste Präsident Israels Chajim Weizmann im Jahr 1934 das nach ihm benannte Institut in Rehovot gründete, mag er die Vision gehabt haben, dass er mit diesem Institut den Grundstein für etwas ganz Grosses schaffen würde. Dass sein Institut einmal ein wesentlicher Teil der israelischen Entwicklung sein würde, dass es eine Erfolgsgeschichte par excellence werden würde, konnte er damals nur hoffen, aber nicht vorhersehen.
Der erste Schwerpunkt lag in der Entwicklung von Medikamenten, insbesondere, um Krebs und Multiple Sklerose Patienten behandeln zu können.
Der erste Computer in Israel und einer der ersten Grossrechner weltweit, der Weizmann Automatic Calculator, liebevoll WEIZAC genannt, standen ebenfalls im Weizmann Institut.
Der ehemalige Teilchenbeschleuniger, der ab 1976 in Betrieb war beherbergt heute Seminarräume, in denen die Studenten interdisziplinär ihre Forschungsergebnisse vorstellen und vor der endgültigen Veröffentlichung diskutieren lassen. Die Studierenden und Lehrenden kommen aus allen Kontinenten, die Unterrichtssprache ist Englisch.
Längst kann man nicht mehr nur am chemisch-physikalischen Institut studieren. Mathematik, Physik, Chemie, Biologie und Biochemie werden angeboten. Das jährliche Budget des Institutes beträgt mehr als 200 Millionen Euro. Ein Viertel wird vom Staat Israel finanziert, der Rest über Spenden und Patenteinnahmen.
Eine Besonderheit des Institutes ist, dass die Arbeitsplätze zu den best ausgestatteten weltweit gehören.
Franziska Paul, eine Doktorandin aus Berlin, vergleicht das Leben auf dem Campus mit dem in einem Kibbuz. Neben den universitären Anlagen, den Forschungslaboren, den Wohneinheiten gibt es Kindergärten, Einkaufszentren, Restaurants….. Die Biologin ist seit vier Jahren am Institut und will auch nach dem Abschluss in Israel bleiben. Ihr Forschungsgebiet ist, wie sich das Verhalten von Zellen mit gleicher Erbinformation unterschiedlich entwickeln kann. Sie hofft, daraus Rückschlüsse ziehen zu können, wie z. B. eine krankhafte Neigung zur Entwicklung einer Krebserkrankung.
Einer ihrer Lehrer ist Israel Pecht, der seit mehr als 50 Jahren am Institut tätig ist. Als einer der ersten Forscher ging er 1967 nach Deutschland. Er ist heute noch stolz, zwei Jahre beim Nobelpreisträger Manfred Eigen am Max Planck Institut für Physikalische Chemie in Göttingen gearbeitet zu haben.
Auch wenn die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten 1965 aufgenommen worden waren, gab es noch kaum einen direkten persönlichen Austausch. Auch hier leistete das Weizmann Institut Pionierarbeit: Bereits im Jahr 1959 war eine Einladung einer Forschergruppe Rehovot an die entsprechende Forschergruppe des Max Planck Institutes ergangen. Dieser erste Besuch von deutschen Wissenschaftlern legte den Grundstein für eine heute überaus erfolgreiche Partnerschaft.
Heute gehören Israel und Deutschland in der Welt der Wissenschaft zu den führenden Partnerstaaten. In Europa steht diese Partnerschaft gar auf Platz 1! Insgesamt gibt es 168 Kooperationsabkommen zwischen deutschen und israelischen Hochschulen. Abgedeckt werden alle universitären Disziplinen, der Schwerpunkt liegt aber in den Bereichen: Wasser, Umwelt, Medizin, Energie und Hirnforschung.
Von Esther Scheiner
Redaktion Israel-Nachrichten.org
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