„Die Zeitung“ aus London in deutscher Sprache titelt am 1. Dezember 1941: Nach dem Fall von Rostow: Nazi-Rückzug wird zur Flucht. Russische Kavallerie jagt deutsche Tanks.
Wie ein russisches Sonder-Communique in der Nacht zum Samstag meldete, haben russische Truppen der 9. und 56. Armee nach harten Strassenkämpfen Rostow zurückerobert und die Heeresgruppe General von Kleist, bestehend aus drei Panzerdivisionen, einer motorisierten und einer SS-Division in die Flucht geschlagen. Stalin hat an Marschall Timoschenko ein Glückwunschtelegramm gerichtet. Die Reste der geschlagenen Heeresgruppe von Kleist befinden sich in wilder Flucht auf Taganrog, hart verfolgt von den russischen Truppen. Über den Verlauf der Schlacht und die Verfolgung gibt der Kriegsberichterstatter der Prawda einen dramatischen Bericht, dem wir folgendes entnehmen:
Die Schlacht um die Stadt selbst dauerte drei Tage. Im Norden der Stadt hatten die Deutschen starke Befestigungen errichtet. An den wichtigsten Plätzen waren Tanks und Artillerie konzentriert, die die Strassen unter Kreuzfeuer hielten.
Die Russen waren nicht in der Lage, Tanks einzusetzen, die Eisdecke über den Don war noch zu dünn, um Tanks zu tragen. Dafür spielte neben Infanterie und Luftwaffe zum ersten Mal die russische Kavallerie eine hervorragende Rolle. Eine starke Kavallerieeinheit setzte über den Don und brach von Süden in Rostow ein. Die Nazis verteidigten die Stadt mit dem Mut der Verzweiflung. Besonders im Norden der Stadt musste jede einzelne Strasse, ja jedes einzelne haus erstürmt werden. Dafür scheint, nachdem sie einmal aus Rostow hinausgeworfen waren, jeder Zusammenhalt unter den geschlagenen deutschen Divisionen aufgehört zu haben. Die Nazi-Truppen fliehen in Auflösung nicht nur auf den nach Westen führenden Strassen, sondern auch überall durch das offene Gelände, mit der russischen Kavallerie dicht auf den Fersen. Tanks, Artillerie, Traktoren, Lastwagen und Infanterie bilden auf den Strassen ein chaotisches Durcheinander, in das wieder und wieder die Bomben russischer Flugzeugstaffeln fallen. Die Strassen, über die russische Infanterie nachrückt, sind besät mit Leichen, mit fortgeworfenen Waffen, Tankruinen und Material aller Art. Allein in den letzten 24 Stunden wurden über 209 Tanks zerstört. Die Beute in Rostow selbst ist noch nicht gesichtet. General von Kleist hat sein Hauptquartier von Taganrog nach Mariupol zurückverlegt.
Moskau Front: Auf der riesigen Front von Kalinin bis Stalinogorsk halten die Kämpfe mit voller Erbitterung an. Doch kann man kaum mehr von einer deutschen Offensive sprechen. Angriff und Gegenangriff halten sich die Waage. Während im nördlichen Abschnitt bei Wolokolamsk und Klin die Deutschen noch unter ungeheuren Verlusten kleine Geländegewinne erzielen, sind im südlichen Abschnitt, zwischen Tula und Stalinogorsk die Russen zur Gegenoffensive übergegangen und haben 20 Dörfer zurückerobert. Wie der Kriegsberichterstatter der „Iswestja“ meldet, wurde die 297. deutsche Infanterie-Division im Laufe dieser Kämpfe vollständig aufgerieben und verlor an einem Tag über 4.000 Mann. Westlich von Moskau im Abschnitt von Mojaisk sind die Stellungen beider Gegner trotz anhaltender schwerster Kämpfe unverändert geblieben.Ein Sonderbericht der „Tass-Agentur“ gibt einen Begriff von den ungeheuren Verlusten, die die Deutschen in dieser fast statischen Schlacht vor Moskau täglich erleiden.
Allein am 28. November und allein von der russischen Luftwaffe wurden vor Moskau 82 deutsche Tanks, 349 mit Truppen oder Munition beladene Lastwagen, 50 Motorräder und 92 Fahrzeuge verschiedener Art zerstört. Ferner wurden, ebenfalls von der Luftwaffe, am selben Tage elf Infanteriekompanien und eine Kavallerietruppe vernichtet. Ein Dokument, das die Russen bei einem gefallenen höheren Offizier gefunden haben, berichtet, dass in der 35. Infanterie-Division die meisten Bataillone nur noch aus zwei statt aus drei Kompanien bestehen, und dass der Mannschaftsbestand jeder einzelnen Kompanie auf 50 bis 70 Mann gefallen ist. Im Anhang zum russischen Heeresbericht heisst es, dass aus dem Verhalten und den Aussagen der Gefangenen vor Moskau hervorgeht, dass der Gesundheitszustand und die Moral der deutschen Trupppen dort sich immer mehr verschlechtere. Immer wieder wird Abteilungen, ehe sie ins Gefecht gehen, versprochen, dass dies ihre letzte Aufgabe sei und dass sie nach Durchführung der betreffenden Kampfhandlung abgelöst und nach Hause geschickt würden.
Selbstverständlich wird das Versprechen niemals gehalten. Auf der letzten Seite des Blattes ist eine äußerst interessante meldung zu lesen: Frank hat „befriedet“. Nach einem Bericht von Stockholms „Tidningen“ hielt Fronvogt Frank im Auditorium Maximum der Berliner Universität einen Vortrag über das „Generalgouvernement“, in dem er u.a. erklärte: „Das Generalgouvernement ist ein Teil des Deutschen Reiches. Nicht die Deutschen sind die Rebellen in Polen, sondern die Polen. Das Weichselgebiet ist seit uralten Zeiten deutsches Gebiet, und die Deutschen sind jetzt zu ihm zurückgekehrt.“ Frank fuhr fort, indem er seinen Hörern erzählte, dass das Generalgouvernement inzwischen „befriedet“ worden sei, und dass Sabotage oder Terrorakte nicht mehr vorkämen. (!) Der Vortrag schloss mit der Feststellung, es wäre „ursprünglich beabsichtigt gewesen, alle Juden ins Generalgouvernement zu schaffen, und zwar hauptsächlich in die Gegend von Lublin.
Glücklicherweise sind diese Pläne nunmehr geändert worden. Bei Ausbruch des deutsch-russischen Krieges wurde beschlossen, das Generalgouvernement nur zu einem vorübergehenden Aufenthalt für die Juden zu machen. Sie werden später weiter nach Osten transportiert werden. Da die Juden ehemals aus Palästina nach Europa gekommen sind, so macht es ja gar nichts, wenn sie nun wieder 1000 km ostwärts geschafft werden.“
Ahnte oder wusste man bereits zu diesem Zeitpunkt, was mit Millionen von Juden geschehen würde..?
Von Rolf von Ameln
Redaktion Israel-Nachrichten.org
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