Das zentrale Thema für den Holocaust Gedenktag 2015 ist „Die Qual der Erlösung und die Rückkehr ins Leben: 70 Jahre seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges“.
Prof. Dina Porat, die leitende Historikerin von Yad Vashem, schreibt dazu:
„Am 9. Mai 1945, als das besiegte Deutschland endgültig gegenüber den Alliierten kapitulierte, verbreitete sich eine große Freude in der ganzen Welt. Doch eine Nation nahm an der allgemeinen Euphorie nicht teil: die Juden Europas. Für sie kam der Sieg zu spät.
Zu Kriegsende, im Frühjahr des Jahres 1945, wurde deutlich, dass sechs Millionen Juden ermordet worden waren: etwa ein Drittel des Judentums auf der ganzen Welt. Die, die überlebt hatten, waren über ganz Europa verteilt. Zehntausende Überlebende der Lager und der Todesmärsche, befreit von den alliierten Armeen auf deutschem Boden und anderen Ländern, befanden sich in einem lebensbedrohlichen Zustand und standen unter Schock. Andere wiederum tauchten erstmals aus verschiedensten Verstecken auf und befreiten sich von der falschen Identität, die sie angenommen hatten, oder tauchten auf in Partisaneneinheiten, mit denen sie für die Befreiung Europas gekämpft hatten. In der Folge internationaler Abkommen, die zu Kriegsende unterzeichnet wurden, kehrten zusätzlich etwa 200.000 Juden aus der Sowjetunion – dorthin waren sie geflohen und hatten die Kriegsjahre überlebt – zurück in den Westen.
Nach der Befreiung kamen unter den Überlebenden drängende Fragten auf: Wie würden sie in der Lage sein, zu einem normalen Leben zurückzukehren? Wie würden sie ein normales Leben, eine neues Heim aufbauen können? Und welche Pflicht würden sie durch ihr Überleben gegenüber denen tragen, die nicht überlebt hatten? War es ihre Verantwortung, ihr Erbe zu bewahren und an sie zu erinnern? Müssten die Überlebenden die Opfer rächen, wie jene es vor ihrem Tod gefordert hatten? Die überragende Mehrheit der Überlebenden nahm keine Rache an den Deutschen, sondern sie setzten auf Rehabilitation, Wiederaufbau und Kreativität, während sie an die Welt, die nicht mehr war, erinnerten.“
Redaktion Israel-Nachrichten.org
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