Lange im Voraus planen die Mädchen in Israel zusammen mit der Familie und Freundinnen ihren 12. Geburtstag. An dem Tag werden sie, entsprechend der jüdischen Tradition „Bat Mitzwa“.
Für die einen ist es einfach ein Anlass für eine grosse Geburtstagsparty, mit allen Freunden und Freundinnen, mit der ganzen Familie, oft in einer der grossen Partyhallen, mit Essen, DJ, Unterhaltungsprogramm und vielen Geschenken. Da werden im Vorfeld Videoclips zusammengebastelt, mehr oder weniger lustige Sketches werden vorgetragen und gerührte Mütter halten eine erste Lobrede auf die Tochter. So wird es hier in vielen säkularen Familien gehalten.
Die Töchter aus den haredischen Familie erleben den Tag wie jeden anderen Geburtstag.
Ganz anders in den zahlreichen Masorti Gemeinden. Hier bereiten sich die Mädchen, gemeinsam mit ihren, ein Jahr älteren Freunden in den Gemeinden sehr sorgfältig auf den grossen Tag vor. Hochqualifizierte Lehrerinnen, unterweisen sie in der hohen Kunst, fehlerfrei aus der Thora zu lesen, die komplizierten Tonfolgen problemlos zu beherrschen und auch nicht nervös zu werden, wenn es dann eben doch auf einmal nicht so ganz klappt.
In unserer Gemeinde lernen wir mit Farben. Jede Tonfolge wird im Text mit einer speziellen Farbe markiert. Dann werden die Tonfolgen „theoretisch“ gelernt und anschliessend auf den Text übertragen. Möchte man später einen Text selber erarbeiten, muss man ihn nur markieren (lassen) und kann auf diese Art sehr leicht das bereits Bekannte auf den neuen Text übertragen. Eine durch hilfreiche Methode.
Der Rabbiner übernimmt oft die Aufgabe, zusammen mit den Jugendlichen deren Drascha vorzubereiten, die ja schlussendlich vom Jugendlichen selbst stammen, und nicht aus der Feder der Eltern fliessen soll.
Abschliessend gibt es noch das Gespräch in dem, gemeinsam mit den Eltern, die Zeremonie besprochen und der Ablauf festgelegt wird.
Erster spannender Höhepunkt ist die Generalprobe, wo nicht mehr aus den Uebungstexten, sondern aus der Thorarolle gelesen wird.
Und dann der Tag selber. Man kann die Anspannung spüren, nicht nur das Bat Mitzwa Mädchen oder der Bar Mitzwa Junge sind nervös, auch die Eltern müssen sich in sehr zurückhalten, um ihre Kinder nicht noch mehr zu verunsichern.
Dann kommt der grosse Moment: getragen von einer Welle liebvoller Empathie werden die Jugendlichen über die Unsicherheiten getragen, gelingt ein Ton nicht, kommt von links ganz leise eine Korrektur, ich habe noch niemanden erlebt, der hoffnungslos versagt hätte!
Für Hanna Bentow war genau vor einem Monat der grosse Tag gekommen. In ihrer Synagoge in Kopenhagen waren die Feierlichkeiten gerade soweit fortgeschritten, dass die Anwesenden begannen, Hanna mit Süssigkeiten zu „bewerfen“, als draussen vor der Türe die tödlichen Schüsse fielen, die den Sicherheitsbeamte Dan Uzan töteten.
Der Tag, der einer der schönsten im Leben von Hanna hätte werden sollen, war durch den Terroranschlag zu einem Tag geworden, der für sie, aber auch für alle anderen, die in Kopenhagen dabei waren, zu einem traumatisierenden Erlebnis geworden war.
Dank privater Spenden und einer Einladung von Dan Hotels konnte Hanna nun mit ihrer Familie ihre Bat Mitzwa in Jerusalem noch einmal feiern. Neun wunderbar entspannte Tage verbrachten sie in Israel. Auf dem Programm standen eine Rundreise, Eilat und natürlich Jerusalem.
Von Esther Scheiner
Redaktion Israel-Nachrichten.org
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