Lucy stammt aus Dimona, jener immer wieder als Zentrum der Israelischen Atomwaffenschmiede verunglimpften Stadt im Negev. Doch Dimona bietet sicher mehr. Der Weg hinunter ans Tote Meer ist kurz, das Klima ganz besonders.
Die Stadt ist jung, sie wurde erst 1955 gegründet, um Neueinwanderer aufnehmen zu können. Zahlreiche Russen und Marokkaner leben dort, ebenso wie es eine grosse Gruppe von „Schwarzen Juden“ gibt, die dort angesiedelt wurde.
Und es gibt eine kleine Gruppe von Israelischen Arabern.
Die Eltern von Lucy zogen von Nazereth aus in den Süden des Landes. Lucy war die einzige Araberin in der Schule. An Purim verkleidete sie sich als Königin Esther, am Unabhängigkeitstag trug sie blau-weisse Kleidung.
1987 wurde der Wagen ihrer Eltern in Gaza von einem Molotow Cocktail getroffen. Sie trug leichte Verletzungen davon.
In ihrer Schulclique waren hauptsächlich rechts-aussen orientierte Marokkaner, sie selber bezeichnete sich damals als rechts-aussen orientierte Muslima, die Anhängerin von Beitar Jerusalem war. Beitar ist seit jeher ein nationalistischer extrem rechts orientierter Fussballverein.
Ihre Studien, Theater- und Sozialwissenschaften absolvierte sie in Jerusalem, anschliessend folgte ein Journalismus Studium in Tel Aviv, gefolgt von einem 1 ½ jährigen Volontariat an einer deutschen Schule.
Nach ihrer Rückkehr aus Deutschland zog Lucy nach Tel Aviv.
Seit dem Ende ihrer Studien arbeitete Lucy bei verschiedenen Radio- und Fernsehsendern in Israel. Bis heute ist sie die erste Arabische Nachrichtensprecherin, die die Hauptnachrichten präsentiert.
Den auch für Frauen obligatorischen, aber für Araber freiwilligen Militärdienst hat sie nicht abgeleistet. Die daraus resultierenden Kürzungen im Gehalt nimmt sie zähneknirschend zur Kenntnis.
Am diesjährigen Unabhängigkeitstag, dem 23. April wird sie eine der 12 Kerzen zu Beginn der grossen Feierlichkeiten auf dem Mt. Herzl anzünden. Eine grosse Ehre!
Und Lucy ist stolz. Für sie ist es aber mehr als das. Es ist auch die Genugtuung, dass damit all jenen Rassisten, die ihr immer wieder zu verstehen gegeben haben, dass sie, die „stinkende Araberin verschwinden solle, denn das sei nicht ihr Land“ erkennen müssen, dass das eben nicht so ist.
Israel ist ihr Land, ebenso, wie es meines ist. Und wir alle dürfen stolz auf unser Land sein!
Von Esther Scheiner
Redaktion Israel-Nachrichten.org
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