Am Wochenende fand in Leipzig die Hauptversammlung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft statt, die zweijährlich abgehalten wird. Botschafter Yakov Hadas-Handelsman sprach dort am Sonntag zu rund 125 Delegierten der 50 Arbeitsgemeinschaften aus dem gesamten Bundesgebiet.
Auf der Tagesordnung stand neben den Wahlen des Präsidiums und internen Antragsabstimmungen auch die Planung des Jubiläumsjahres „50 Jahre diplomatische Beziehungen Israel – Deutschland“ und die damit verbundenen Projekte der DIG.
Eines der großen Projekte der DIG wird eine ausführliche Wanderausstellung zur Geschichte der diplomatischen Beziehungen sein, die im Herbst 2015 im Paul-Löbe-Haus in Berlin präsentiert wird.
Auch in das Projekt „White City Tel Aviv“ ist die DIG involviert. Der Vorsitzende der DIG, Reinhold Robbe, lobte das ausgezeichnete Verhältnis zwischen der israelischen Botschaft und der DIG. Auf allen Ebenen gebe es eine exzellente Zusammenarbeit.
Reinhold Robbe sagte in seiner Hauptrede: „Die DIG steht als älteste und größte Freundschaftsgesellschaft gerade in diesen Zeiten fest an der Seite Israels. Die Deutsch-Israelischen Beziehungen stehen vor neuen Herausforderungen. Das Jubiläumsjahr 2015 muss genutzt werden, um die deutsch-israelische Freundschaft stärker in das öffentliche Bewußtsein zu tragen. Ebenso werden wir nicht nachlassen in unserem ständigen Kampf, jeglichen Formen von Antisemitismus, Antizionismus sowie antiisraelischen Tendenzen entgegenzuwirken. Die Menschen in Israel brauchen unsere uneingeschränkte Solidarität mehr denn je. Israel gehört zu unseren wichtigsten Bündnispartnern. Wir teilen mit Israel unsere wichtigsten Werte. Diese Wertegemeinschaft ist das Fundament für die einzigartigen Beziehungen.“
Partnerstadt Leipzig
Der Botschafter freute sich, in Leipzig zu der Hauptversammlung und auch in Anwesenheit des Ersten Bürgermeisters Andreas Müller sprechen zu können, da Leipzigs Beziehungen zu Israel ganz besonders intensiv sind. Die Stadt Leipzig beteiligt sich mit einem speziellen Programm und zahlreichen und vielfältigen Projekten am Jubiläumsjahr. Dazu gehören die Green Ventures-Messe (Gastland Israel), die Leipziger Buchmesse (mit besonderer israelischer Präsenz) und der Leipziger Opernball, ebenfalls mit dem Gastland Israel. Hinzu kommen viele Jugend-, Kultur- und Sportprojekte, auch unter Beteiligung der Partnerstadt Herzliya, stattfinden.
Botschafter: „Der Sommer war nicht leicht für Israel“
Botschafter Hadas-Handelsman gratulierte Reinhold Robbe zur Wiederwahl zur zweiten Amtszeit als Präsident der DIG und wünschte den neu gewählten Vizepräsidenten Gitta Connemann MdB, Sven-Christian Kindler MdB, Christian Lange MdB, Hildegard Müller, Claudia Korenke und Maya Zehden, sowie den weiteren gewählten Präsidiumsmitgliedern viel Erfolg für ihre Arbeit.
Weiter sagte der Botschafter: „Der Sommer 2014 war nicht leicht für Israel. Anfang Juli 2014 waren wir gezwungen, auf den andauernden Raketenbeschuss durch Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen zu reagieren. In dieser Runde muss ich nicht erklären, dass Israel das Recht und die Pflicht hat, seine Bürger zu verteidigen – und das auch in Zukunft tun wird. (…)
Ihnen, den Mitgliedern der DIG, möchte ich Danke sagen für die Unterstützung in dieser Zeit. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie so präsent waren mit Ihren Aktionen und Demonstrationen für Israel. Für uns war es wichtig, dass Sie als Freunde Israels Ihre Solidarität und Freundschaft öffentlich auf den deutschen Straßen gezeigt haben.
Denn uns alle beschäftigen auch die Auswirkungen, die die Krise in der ganzen Welt – beziehungsweise in Deutschland – hatte. Wir haben in diesem Land einen dramatischen Anstieg der Hetze und der Gewalt gegen Juden und jüdische Einrichtungen beobachtet. Eine Kultur des Hasses wurde in die öffentliche deutsche Debatte importiert. Es gab volksverhetzende und antisemitische Parolen und offene Gewalt. Und das alles passierte unter dem Deckmantel der Demokratie.
Wir wissen, dass Israel kritisiert werden darf – natürlich auch in Deutschland. Doch das war keine Kritik an Israel. Das war Antisemitismus. Und der wird dann getarnt als „Israelkritik“. Israelkritik scheint in Mode gekommen zu sein in Deutschland. Das scheint ein Begriff und fast schon ein Beruf geworden zu sein. (…)
Ich denke, dass alle genannten Phänomene jedem deutschen Demokraten Sorge bereiten sollten. Und es ist egal, ob es Juden sind, die angegriffen werden, oder andere. Denn es ist die Demokratie, die angegriffen wird. Immer wieder. Nicht nur in Deutschland. Aber auch in Deutschland. Und dann müssen die demokratischen Werte gegen diese Angriffe verteidigt werden. (…)
Denn wer sagt „Das betrifft mich nicht“ kann ganz schnell selbst betroffen sein. Wer weiß schon, welche Gruppe als nächstes angegriffen wird? (…).“
Leipziger Erklärung
„Auf der Hauptversammlung beschlossen die Delegierten zudem die Leipziger Erklärung. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft spricht sich darin gegen Boykottforderungen gegenüber israelischen Produkten und Institutionen aus. Weiterhin tritt die DIG für eine Zwei-Staaten-Lösung ein, die Israel und seinen Bürgerinnen und Bürgern Sicherheit bietet und das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser achtet. Diese Zwei-Staaten-Lösung könne nur durch bilaterale Verhandlungen erreicht werden, daher spricht sich die DIG zum jetzigen Zeitpunkt eindeutig gegen die Anerkennung eines palästinensischen Staates aus. Weiterhin fordert die DIG eine Aufstockung der Bundes- und Landesmittel der Bildungsarbeit gegen Antisemitismus und stellt klar, dass das ein Problem in allen gesellschaftlichen Schichten und Glaubensrichtungen ist“, so die Pressemitteilung der DIG Hannover.
Ebenso erklärte sich die Hauptversammlung mit den Kurden, Jesiden und weiteren Minderheiten solidarisch, die in Deutschland von gewaltbereiten Islamisten in den letzten Wochen angegriffen wurden.
Dr. h.c. Johannes Gerster wurde bei der Hauptversammlung zum Ehrenpräsidenten gewählt. In seiner Rede betonte er, dass die DIG beim Kampf gegen Hassparolen und Volksverhetzung, wie sie im Sommer 2014 auf deutschen Straßen in massiver Form zu hören waren, in vorderster Reihe stehen müsse. Als Vorsitzender der DIG Mainz ist er selbst Zeuge einer 1500-köpfigen Hassdemonstration gewesen, wo „Juden raus“ und „Tod Israel“ gerufen wurde. Gerster erstattete Anzeige und sieht die Staatsanwaltschaft, Politik, Polizei und Öffentlichkeit in der Verantwortung, mit allen Mitteln gegen Hass und Hetze vorzugehen.
Das Junge Forum der DIG
Zudem wurde der Tätigkeitsbericht des Jungen Forums der DIG präsentiert, das in den letzten Jahren auf acht Gruppen angewachsen ist. Dieser Bericht ist auch online einzusehen.
Der in seinem Amt bestätigte Vorsitzende des Jungen Forums, Lukas Welz, sagte: „Die Zukunft der bilateralen Beziehungen wird von den jungen Menschen in beiden Ländern geprägt werden. Sie für unsere Anliegen zu gewinnen und zu begeistern, ist unser Ziel in den nächsten Jahren. Wichtig ist uns dabei, die gesellschaftliche Realitäten wie die Migrationsgesellschaft zu bedenken und besonders diejenigen anzusprechen und einzubeziehen, die bisher nicht involviert sind.“
Quelle: Botschaft des Staates Israel/Deutsch-Israelische Gesellschaft
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie uns bitte mit einer Spende, oder werden Sie Mitglied der Israel-Nachrichten.
Durch einen technischen Fehler, ist die Kommentarfunktion ausgeschaltet!
Leserkommentare geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Wie in einer Demokratie ueblich achten wir die Freiheit der Rede behalten uns aber vor, Kommentare nicht, gekuerzt oder in Auszuegen zu veroeffentlichen. Anonyme Zuschriften werden nicht beruecksichtigt.