Seit den frühen Morgenstunden des 23. September 2014 fliegt die US Luftwaffe Angriffe gegen angebliche Stützpunkte der islamischen Terroristen in Syrien. Auch Frankreich hat mit seiner Luftunterstützung begonnen. Zugleich wurde in Algerien ein französischer Tourist entführt, und es wurde via Videoübermittlung damit gedroht, ihn innerhalb von 24 Stunden umzubringen, wenn Frankreich seine Luftangriffe nicht beendet.
Am letzten Wochenende flüchteten bis zu 130.000 Kurden aus Syrien vor dem Terror des „Islamischen Staates“. Diese brutal vorgehenden Islamisten haben laut Informationen westlicher Dienste über 15 Dörfer eingenommen und eine ganze Stadt eingekesselt. Die türkischen Grenzer und Militärs sind mit der Situation total überfordert, zumal sie mit diesem Flüchtlingsproblem keine Kapazitäten mehr frei haben. Und die Weltgemeinschaft?: Sie versagt!
Auch Saudi Arabien sucht nun den Schulterschluss gegen den Terror. Der saudische König erklärte vor kurzem bei einem Empfang ausländischer Botschafter: „Die Bedrohung des Terrorismus wird Europa und die USA erreichen, wenn wir nicht zusammenstehen..!“ Nun flehen die Saudis also den Rest der Welt an, etwas gegen die Dschihadisten des „Islamischen Staates“ (IS) zu unternehmen, da sie große Teile Syriens kontrollieren und den Nord- und Westirak erobert haben.
Aber Saudi Arabien hat sichtlich Mühe, seine neue Verurteilung islamistischer Militanz glaubhaft zu vermarkten. So schrieb die „Financial Times“ vor kurzer Zeit spöttisch: „Schließlich hat Saudi Arabien zuvor Tankerladungen eines quasi totalitären religiösen Dogmas und Pipelines voller freiwilliger Dschihadkämpfer exportiert.“
Seit das saudische Königshaus existiert legitimiert es seine Macht mit wahhabitischen Scheichs und ihren erzkonservativen Interpretationen des Islam, die für zahlreiche militant-islamistische Gruppierungen weltweit die ideologische Grundlage darstellen. Über Jahre hinweg wurden diese militanten islamistischen Gruppen aus den Schatullen saudischer Privatiers gefördert. Und: Jahrelang drückte die Staatsmacht beide Augen zu, wenn junge Saudis sich dem Dschihad im Ausland anschlossen und ausreisten. Selbst der saudische Geheimdienst finanzierte und bewaffnete mit Fleiß militant islamistische Gruppen in Syrien, um auf diese Weise den syrischen Präsidenten Assad loszuwerden. Im Frühjahr 2014 trat der Geheimdienstchef Saudi Arabiens, Prinz Bandar, zurück, der als „Architekt der Syrien-Politik“ galt. Sein Glaube, die Dschihadisten lenken zu können, war ein fataler Irrtum!
Nun hat sich das Königshaus mit den Amerikanern verbündet und versucht, den Scherbenhaufen aufzukehren, den es angerichtet hat. Reisen in den syrisch-irakischen Dschihad sind nunmehr unter strengste Strafen gestellt worden. Doch das alles nutzt nichts, denn die Büchse der Pandorra, die Saudi Arabien geöffnet hat, beugt sich keiner ausländischen Macht mehr. Auch haben die IS-Terroristen eine Finanzierung von außen kaum noch nötig, denn ihre Kämpfer haben in irakischen Banken eine halbe Milliarde US-Dollar erbeuten können. Inzwischen kontrollieren sie gar eigene Ölfelder..! Was noch mehr ins Gewicht fällt: Die im Irak und Syrien von den regulären Armeen erbeuteten Waffen, darunter schweres Gerät und Panzer, machen sie von Waffenlieferungen aus dem Ausland unabhängig.
Aber selbst wenn man den Saudis derzeit ihre Kehrtwende abnimmt, bleiben viele Fragen offen, denn das Land verbuchte allein im Jahre 2013 nach China, Russland und den USA die vierthöchsten Militärausgaben weltweit. Über zehn Prozent des saudischen Staatshaushaltes wurden für moderne Waffensysteme ausgegeben, mit der Begründung, man müsse sich vor der iranischen Bedrohung schützen. Nun jedoch kommt die Gefahr statt aus dem schiitischen Iran aus den eigenen sunnitischen Reihen, und die ersten arabischen Kolumnisten fragen sich, wozu die Saudis all diese Waffen besitzen, wenn sie diese nicht gegen die IS-Terroristen einsetzen und stattdessen den Westen um Intervention bittet. Auch der so genannte Golfkooperationsrat ringt zurzeit um Einheit. Offene Differenzen zwischen Katar und den anderen fünf Ratsmitgliedern hatten den im Jahre 1981 gegründeten Bund von sechs Staaten der arabischen Halbinsel in letzter Zeit lahmgelegt. Vor allem die Arabischen Emirate und die Saudis fahren einen scharfen Kurs gegen die Muslim-
Bruderschaft und unterstützen die derzeitige ägyptischen Machthaber bei dem Versuch, die Muslimbrüder zu kriminalisieren. Katar wiederum gehört zu den größten Unterstützern der Muslimbrüder. Saudi Arabien, Bahrain und die Emirate hatten wegen der Differenzen und Streitereien im März 2014 sogar ihre Botschafter aus Katar abberufen. Nun wieder heißt es, man habe vorsichtig die Grundlagen gelegt, um die bestehenden Differenzen auszuräumen. Dass die Staaten am Golf jetzt versuchen, die Reihen zu schließen, ist ein weiteres Zeichen, wie sehr sich die Nachbarn Syriens und des Irak von den IS-Dschihadisten bedroht fühlen. Mehr und mehr setzen die Golfstaaten ihre Hoffnungen auf Ägypten, die größte und im Augenblick einzig ernst zu nehmende arabische Militärmacht.
Ägyptens neuer Präsident, Adel Fattah al-Sisi, hatte bei seinem Amtsantritt erklärt, die Sicherheit der Golfstaaten sei von der Sicherheit Ägyptens nicht zu trennen. Seither pumpten die Saudis, die Emirate und Kuwait Milliarden von US-Dollar nach Ägypten.Und das „Geschäft“ läuft folgendermaßen ab: Die Golfstaaten stärken die Wirtschaft Ägyptens mit Petrodollars und Lieferungen von Öl und sichern so dem ägyptischen Präsidenten das politische Überleben. Damit erwarten diese Staaten Ägypten als militärische Schutzmacht am Golf. Aber diese zugedachte Rolle als neuer Sicherheitsgarant könnte Ägypten gerade jetzt überfordern, denn das ägyptische Militär ist ohnehin mit der eigenen inneren Sicherheit beschäftigt. Und es muss sich sogar große Sorgen um seine Westgrenze machen: Der Nachbarstaat Lybien ist vom akuten Staatszerfall betroffen und entwickelt sich mehr und mehr zu einem nordafrikanischen Somalia..! Im Zweifelsfall wird da den Ägyptern das Hemd der eigenen Sicherheit näher sein als die Hose einer Rolle des Beschützers am Golf.
Das politische Gerangel findet und findet kein Ende. Eine deutsche Transportmaschine, die Waffen für die Kurden und einige Soldaten zur Ausbildung an Bord hatte, steht irgendwo in Bulgarien, da sie umgeladen werden musste. Dies aufgrund eines technischen Defektes. Die irakische Regierung erlaubt nun keine Einreise, da sie die Kennung der deutschen Maschine nicht anerkennt..! Möge doch dieser amerikanische General, der dem US-Präsidenten empfahl, Bodentruppen einzusetzen, endlich auch Einfluss auf die westliche Allianz nehmen können.
Zurzeit interessiert es keinen westlichen Poltiker, wie viele Menschen ums Leben kommen; – der Krieg findet ja nicht vor der Haustür statt. Dies wiederum könnte sich von heute auf morgen sehr schnell ändern!
Von Rolf von Ameln
Redaktion Israel-Nachrichten.org
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