Ob wirklich die Entführung und Ermordung der drei israelischen Jugendlichen der Auslöser für den verstärkten Beschuss aus Gaza auf Israel war, kann nur vermutet werden. Oder ob es, wie im Jahr 2000, als ein, nota bene mit der PA abgesprochener Besuch Ariel Sharons auf dem Tempelberg angeblich die zweite Intifada auslöste, nicht viel eher eine von langer Hand geplante Aktion der Hamas war.
Jedenfalls begann der verstärkte Beschuss am 12.Juni, also jenem Tag, an dem die Jugendlichen entführt und, wie man jetzt weiß, auch ermordet wurden.
Beeinflusst wurde der sich steigernde Beschuss sicher von den dramatischen Suchaktionen die gemeinsam von der IDF, Polizei und Sicherheitskräften der PA im WJL durchgeführt wurden. Vom 27. – 29. Juni waren es 13 Raketen, die auf israelischem Gebiet landeten, vier davon wurden abgefangen.
Am 30. Juni, dem Tag, an dem die Leichen der Terroropfer gefunden wurden, waren es 16 Raketen.
Vom 01. bis 06. Juli wurden 98 Raketen abgeschossen, dazu zahlreiche Granaten. Sieben Raketen wurden abgefangen. Während dieser Tage kam es zu zahlreichen Schäden an Häusern im Süden des Landes. Unter anderem wurde ein Sommercamp getroffen. Die Kinder, die sich dort aufhielten, konnten zuvor evakuiert werden.
Bis zu diesem Zeitpunkt war die Reaktion Israels mehr als zurückhaltend, PM Netanyahu rief immer wieder dazu auf, mit dem Beschuss aufzuhören, fast schon gebetsmühlenartig war zu hören und zu lesen: “Ihr bekommt Ruhe, wenn ihr Ruhe gebt.“ Kurzfristig war von ägyptischen Bemühungen zu hören, innerhalb von 48 Stunden einen Waffenstillstand zu erreichen. Die Meldung war noch nicht ganz veröffentlicht, als bereits schon wieder die nächsten Raketen kamen. Mittlerweile hat die Hamas ihre ersten Bedingungen für einen Waffenstillstand bekannt gegeben: Freilassung all jener in Israel einsitzenden Terroristen, die nach ihrem Austausch gegen Gilad Shalit erneut straffällig wurden und seither wieder einsitzen, Lieferung von Baumaterial nach Gaza und ein sofortiges Ende der Gewalt gegen Gaza und im WJL. Bis gestern gab es in Gaza (entsprechend den offiziellen palästinensischen Zahlen) 53 Tote und 450 Verletzte. Präsident Abbas sprach bereits von einem Genozid.
Wie ich schon in meinem letzten Beitrag schrieb, seit einigen Tagen standen die Zeichen auf Sturm. Bereits in der letzten Woche wurden Truppen in die Nähe der Grenze zu Gaza verlegt, als wir über die Autobahn nach Tel Aviv fuhren, waren ganze Kolonnen von Militärfahrzeugen Richtung Süden unterwegs. Grundsätzlich ist auch eine Bodenoffensive möglich. Allerdings wird der Einsatz von Bodentruppen nur im allerschlimmsten Fall durchgeführt. Der Häuserkampf in den verwinkelten und dicht bebauten Städten würde die Opferzahlen auf beiden Seiten grausam in die Höhe treiben.
Montagnacht begann die Operation „Protective Edge“. Diese Operation hat zwei Ziele: zum einen die Macht der Hamas im Gazastreifen zu zerbrechen, oder doch zumindest sehr zu schwächen und zum Anderen, die Stabilität und Sicherheit in Israel wieder herzustellen. An diesem ersten Tag schoss die Hamas 85 Raketen aus dem Gazastreifen, 13 wurden abgefangen. Unmittelbar nachdem bekannt wurde, dass die Operation angelaufen war, kamen weitere 20 Geschosse, von denen vier abgefangen wurden und 16 in offenem Gelände um die Stadt Be’er Sheva landeten.
Sommercamps und Ferienlager im Süden des Landes wurden abgesagt, bzw. abgebrochen. Noch ausstehenden Semester- und Abschlussprüfungen an der Ben Gurion Universität wurden ebenso abgesagt, wie bis auf weiteres alle Vorlesungen. Im Umkreis von 40 Km um den Gazastreifen dürfen keine Versammlungen, Konferenzen etc. mit mehr als 300 Teilnehmern mehr stattfinden. Keine einfach durchzusetzende Maßnahme, neben dem Gebiet um Haifa und dem Küstenstreifen zwischen Tel Aviv bis Netanya ist das Gebiet zwischen Tel Aviv und Be’er Sheva der dritte Industriegroßraum im Land.
Am Dienstag, am ersten Tag der Operation geriet Israel unter den Beschuss von mehr als 150 Raketen, 10 wurden abgefangen. Es gab Sachschäden. Die Paramedics mussten einige Leichtverletzte und Menschen mit Angstattacken behandeln.
Erstmals seit 2012 wurden auch in Tel Aviv und Jerusalem die Sirenen ausgelöst. Während es in Jerusalem Einschläge gab, wurden die Raketen über der Innenstadt und dem Flughafen abgefangen.
Wir waren zu dem Zeitpunkt mit Freunden in Tel Aviv in einem wunderbaren Restaurant „Liliot“ zum Essen, als die erste Sirene losging (die wir wegen der Musikberieselung nicht hörten). Die ca. 50 Gäste wurden von den Mitarbeitern ruhig und zügig aus dem Restaurant in den Schutzraum, in dem Fall ein Gang im Inneren des Gebäudes, geführt. Zehn Minuten später war der Spuk fürs Erste vorbei.
Kurz drauf versuchten Hamas Terroristen vom Meer aus in die Militärbasis Zikim nördlich des Gaza Steifens einzudringen. Es ist der Aufmerksamkeit einer Soldatin zu verdanken, dass sie die von Drohnen gesendeten Bilder richtig interpretierte und Alarm auslöste. Die Terroristen wurden von Scharfschützen erschossen. Heute gab es einen weiteren Versuch, der die Bewohner des benachbarten Kibbuz zwang, ihre Häuser aufzusuchen und sich dort einzusperren. Der militante Hamas Arm hat da wohl was falsch verstanden, als er das folgende Video veröffentlichte:
Etwa zur gleichen Zeit wurde auch bei uns in der Region der Alarm aktiviert. Nachdem wir doch deutlich über 100 KM vom Gazastreifen entfernt sind, bedeutet das, dass die Hamas Terroristen über wesentlich bessere Waffen verfügen, als bei den beiden letzten Operationen. Waffen, die denen gleichen, die im März auf der Clos C gefunden worden waren. Waffen, von denen wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wissen, dass sie für Gaza bestimmt waren, von denen die UN aber behauptet, ihr Ziel sei der Sudan gewesen.
Gestern am frühen Nachmittag gab es einen weiteren Alarm, diesmal hier in Zichron. Zwei Raketen gingen weiter nördlich auf freiem Gelände nieder. Getroffen werden sollte wohl das Kraftwerk in Caesarea.
Wir können es nun nicht mehr ausblenden, dass wir durchaus in der Reichweite der von den Hamas Terroristen abgeschossenen Raketen sind. Also haben wir unseren Mamad, den Bunker parat gemacht, Wasser und Lesestoff sind vorbereitet und auch das Camping WC samt Sichtschutz ist für den schlimmsten aller Fälle bereit.
Bereits am Montagabend kam es zu völlig unnötigen Opfern in Gaza. Bevor die IDF einen Angriffsflug auf zivile Gebäude fliegt, nimmt sie Kontakt mit den Bewohnern auf, sei es via Telefon oder SMS und fordert sie auf, das Gebäude sofort zu verlassen. Sofort heißt innerhalb der nächste Minuten. Alternativ dazu wird „angeklopft“, was bedeutet, dass mit einer kaum Schaden anrichtenden Rakete geschossen wird. Oft wird auch beides kombiniert. In einem besonders tragischen Fall haben die Familienangehörigen eines ranghohen Hamasmitglieds entschieden, auf dem Dach des Hauses als menschliche Schutzschilde fungieren zu müssen. Dieser dumme Entscheid kostete sieben Palästinensern das Leben und ließ ca. 25 Verwundete zurück. Das nachfolgende Video zeigt, wie nach dem „Anklopfen“ ein Teil der Bewohner wegläuft, während die anderen sich auf das Dach begeben. Falls immer es möglich ist, wird die Aktion in so einem Fall abgebrochen und zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt. Gelingt es nicht mehr, den Einsatz zu stoppen, fordert dies meist hohe Opferzahlen von Zivilisten. Unter den Hamas Terroristen ist keiner, der es ihnen dankt!
ElderofZyon hat einen der Zettel abgebildet, die zu Tausenden über Gaza abgeworfen wurden. Mit diesem Zettel werden die Menschen darauf aufmerksam gemacht, dass sich möglicherweise unter ihren Häusern Tunnel befinden und sie werden aufgefordert, die Häuser umgehend zu verlassen. Über eine Telefonnummer aus dem Raum Tel Aviv und eine Mailadresse kann die Bevölkerung weitere Informationen erhalten.
Vier Highlights zum Thema möchte ich euch nicht vorbehalten:
Wie reagieren amerikanisch-jüdisch Touristen, als sie in ihrem Hotel in Jerusalem den Bunker aufsuchen müssen? Sie singen und motivieren sich damit, das Beste aus der Situation zu machen!
Wie reagieren Araber und Palästinenser (die während des Ramadan aus dem WJL nach Jerusalem reisen dürfen) auf dem Tempelberg, als in Jerusalem die Sirene ertönt? S
ie singen auch, allerdings aus übergroßer Freude, dass der zionistische Feind endlich wieder angegriffen wird! Dass bei einem der Angriffe auf Jerusalem auch der Tempelberg getroffen werden könnte, scheint in den Köpfen noch nicht angekommen zu sein.
Wie reagieren das Brautpaar, der Rabbiner und die Gäste, als während der Trauung die Sirene losgeht? Sie rennen zunächst noch zögerlich, dann aber doch recht schnell in den Bunker.
Wie reagieren Kinder, wenn der Alarm kommt?
Sie singen! Ihr Lehrer hat ein Lied für sie getextet, in dem mit keinem Wort eine Bombe erwähnt wird. Aber, die Kinder verstehen es gut und es hilft, die Angst und Panik zu reduzieren.
Und zum Schluss noch: seit Beginn der Operation überquerten 200 LKWs mit Hilfsgütern den Grenzübergang Kerem Shalom. Welches Land würde das außer uns noch fertigbringen?
Gestern hat Außenminister Liberman einen Brief an seine Kollegen geschickt, der den Standpunkt Israels gut darlegt.
Von Esther Scheiner
Redaktion Israel-Nachrichten.org
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